Zwischenspiel 14/15

Between reality and fiction

Artist Talk
BJØRN MELHUS

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Bjørn Melhus, I’M NOT THE ENEMY, HD VIDEO, 13:30 min, 2011, Production Still (Photo: Ben Brix)

21/10/14
Akademie der Bildenden Künste München

Janis Joplin und James Dean, aber auch Dorothy aus dem „Zauberer von Oz“, ein Talkmaster, der einem Priester ähnelt, oder ein Kriegsveteran, der von seinen Erinnerungen heimgesucht wird – mehr oder weniger heroische Protagonisten im Kosmos des deutsch-norwegischen Künstlers Bjørn Melhus (*1966), gespielt von ihm selbst. Melhus dreht Filme einer etwas anderen Art, leicht extraterrestrisch, aber immer nahe an unserer popkulturellen Realität. Ironisch greift er die Handlungsschemata der Massenmedien auf, untersucht deren Verhältnis zum Betrachter. Stets inszeniert er bewegte Bilder zu einer von ihm zusammengesetzten Tonspur aus Found Footage Material von Kinofilmen und Fernsehen. Während er in „Again&Again“ (1998) Klone zum Verkauf anbietet und Fernsehshopping karikiert und im wunderbar komischen „Auto Center Drive“ (2003) die Ikonen des amerikanischen Pops aufeinander treffen lässt, inszeniert er in „Deadly Storms“ (2008) ein Nachrichtenformat, bei dem der Betrachter über eine vermeintliche Gefahrensituation informiert wird, bis er endlich versteht, dass es vor allem die Strategie der Medien ist, ihn vor dem Bildschirm zu halten. In den vergangenen Jahren hat sich Melhus besonders mit Kriegssituationen und ihren Folgen auseinandergesetzt, so zum Beispiel in „I’m Not the Enemy“, der 2011 mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet wurde.

Ursprünglich vom Experimentalfilm kommend, werden seine Werke heute auf Film- und Medienkunstfestivals wie den Kurzfilmtagen Oberhausen oder dem European Media Art Festival in Osnabrück gezeigt, aber auch in Ausstellungshäusern wie dem Museum of Modern Art in New York, der Serpentine Gallery London oder dem Museum Ludwig in Köln. Melhus wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Marler Videokunst-Preis (1998), dem HAP-Grieshaber-Preis der VG Bild Kunst (2003) und dem Preis der Kinojury auf den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen (2009).